Rationsgestaltung

Bei der Gestaltung einer tier- und bedarfsgerechten Ration beim Pferd sind einige Punkte zu beachten: Der Aufbau einer Ration sollte sich immer in Grundfutter, Ergänzungsfutter und ggf. Zusätze gliedern.   Die Abstimmung dieser Komponenten auf einander und auf Ihr Pferd sind dann für die Frage ent­schei­dend, ob eine Ration  tier- und bedarfsgerecht ist. Sie erhalten so auch die Grundlage um Rationen und Kosten für einzelne Futtermittel effektiv zu vergleichen. Die tatsächlich anfallenden Fütterungskosten für Sie ergeben sich aus der pro Tag gefütterten Menge und nicht aus den Preisen der einzelnen Pro­dukte.

Grundfutter

Für das Pferd kommen als Grundfutter nur faserreiche und möglichst langfaserige Futtermittel in Frage. Das klassische Grundfutter für Pferde ist das Heu, wobei es sowohl Grasheu, Alpengras oder auch Luzerneheu sein kann. Für die Fütterung gilt der Richtwert 1,2kg bis 1,5kg Heu je 100kg Lebend­ge­wicht des Pferds. Wir empfehlen 1,5kg für wenig gerittene oder gestoppte Pferde. 1,2kg sind em­pfeh­lenswert für Sport- und Leistungspferde, weil diese in der Regel einen höheren Energiebedarf haben und dieser nicht über das Grundfutter gedeckt werden kann.

Neben dem Heu gibt es noch weitere Grundfutteralternativen. Die bekanntesten sind Heulage oder Gär­grass und Stroh. Bei der Heulage ist der wichtigste Unterschied zum Heu, dass es deutlich mehr Wasser enthält. Eine sauber verarbeitete Heulage sollte 45% Wasser enthalten. Nur dann kann das Gras ausreichend verdichtet werden, so dass die Gärung optimal verlaufen kann.

Für die Fütterung von Heulage ist aufgrund des hohen Wasseranteils im Vergleich zum Heu (10% Was­seranteil) eine deutlich größere Menge zu füttern. Über den Gärprozess ist aber auch eine höhere Ver­daulichkeit und zum Teil ein etwas höhere Energiegehalt in der Trockensubstanz enthalten, so dass wir die 1,5-fache Menge im Vergleich zum Heu empfehlen. Sollten Sie Heulage einsetzen, lässt sich der Was­seranteil leicht ermitteln. Wiegen Sie sich 1kg Heulage ab und trocknen Sie diesen bei etwas unter 100° für eine Stunde im Backofen. Wenn Sie dann das Differenzgewicht ermitteln, wissen Sie wie viel Wasser in der Heulage enthalten war.

Opens internal link in current windowErgänzungsfutter

Das Ergänzungsfutter soll –  wie der Name es sagt – das Grundfutter ergänzen. Die jeweilig notwendige Ergänzung kann je nach Arbeitseinsatz des Pferds unterschiedlich sein. Grundsätzlich werden Vitalstoffe – Vitamine und Spurenelemente, ungesättigte Fettsäuren, essentielle Aminosäuren (Protein) und Energie ergänzt. Neben den handelsüblichen Ergänzungsfuttermitteln wie Müslis und Pellets zählt auch Getreide zu den Ergänzungsfuttermitteln.

Als Steppentier ist das Pferd in der Lage einen gewissen Anteil an Körnern (aus den Rispen der Gräser bei freilaufenden Pferden) zu verdauen. Der Anteil an Opens internal link in current windowErgänzungsfutter sollte nicht über 1/3 der Gesamtmenge der Ration liegen, weil das Verdauungssystem des Pferdes auf das oben be­schrie­bene Grundfutter optimiert ist. Bei wenig gerittenen oder gestoppten Pferden kann die Menge an Ergänzungsfuttermitteln sogar deutlich reduzierter ausfallen.

Maßgeblich für die Fütterungsmenge bei Opens internal link in current windowwenig gerittenen oder gestoppten Pferden sind die Vital­stoffe. Ist die ausreichende Versorgung an Vitalstoffen gegeben, sollte auch ein ggf. bestehender Bedarf an ungesättigten Fettsäuren und Aminosäuren gedeckt sein. Sie erreichen eine ausreichende Versorgung in diesen drei Punkten am besten mit einem Mischprodukt aus Getreide, Ölsaaten und Vitalstoffträgern. Zusätzliche Energie ist bei aus­reichen­der Heufütterung nur unter Rahmen­be­ding­ungen wie Offenstall, Grup­pen­halt­ung, Trainings­stand und Witterung zu beachten. „Schwerfuttrige“ Pferde bedürfen maximal 10% mehr Energie als aus allen Parametern ermittelt. Wenn über einen längeren Zeitraum  deutlich höhere Mengen gefüt­tert werden, ergeben sich daraus Probleme im Bereich Magen, Darm, Nieren und Leber. Diese können relativ harmlos mit Opens internal link in current windowKoliken beginnen.

Für Opens internal link in current windowSport und Leistungspferde ist in der Regel die Ergänzung mit Energie notwendig. Wenn Energie ergänzt werden soll oder muss, ist es für eine Opens internal link in current windowBedarfsermittlung wichtig, dass möglichst genau die täg­liche Arbeit im Schritt, Trab und Galopp auf Minuten Basis (angenähert auf Viertelstunden) bekannt ist. Grundsätzlich muss davon ausgegangen werden, dass der Bedarf an Vitalstoffen ab einem Ar­beit­sauf­wand von je 15 Minuten Trab und Galopp am Tag sich soweit verschiebt, dass spezielle Sport- oder Ener­gie­produkte eingesetzt werden sollten. Nur so ist eine schädliche Überversorgung bei dem Vita­min D3 (Leber- und Nierenschädigung) bzw. eine Unterversorgung bei Vitamin E und dem B-Komplex und in den Spurenelementen zu vermeiden.

Opens internal link in current windowZusätze

Die tägliche und dauerhaft gefütterte Ration ist eigentlich mit der Auswahl eines Ergänzungsfutters abgeschlossen.  Zusätze – wie der Name schon impliziert – sollen einen zusätzlichen Nutzen schaffen, der aber nur zeitweise oder als Kur benötigt wird. Zusätze können niemals Probleme, die aus einer unzureichenden Ration aus Grund- und Ergänzungsfutter entstanden sind, beheben. Sie sollten immer Ihre Ration in Frage stellen, wenn eine dauerhafte oder wiederkehrende Fütterung von Zusätzen empfohlen wird, denn durch Zusätze werden nur die Symptome eingedämmt aber nicht die Ursache behandelt.

Zusätze sind besonders sinnvoll zur Unterstützung eines beginnenden Trainings bzw. des Ge­ne­sungs­prozess nach Erkrankungen. Gezielt unterstützt werden können der Aufbau von Muskulatur, die Sta­bi­li­sierung von Gelenken, Sehnen und Bändern aber auch zur Unterstützung des Immunsystems. Eine besondere Bedeutung bei den Zusätzen kommt den Kräutern zu.

Kräuter sind als Naturprodukt und mit zum Teil auch nachgewiesenen positiven Effekten sehr beliebt. Bei der Fütterung müssen aber einige wichtige Punkte beachtet werden. Eine prophylaktische Füt­ter­ung von Kräutern ist nicht möglich, führt aber im Regelfall zu einer steigenden Toleranz gegenüber den Kräutern, so dass im Bedarfsfall die Menge, die benötigt wird für eine positive Wirkung, stetig steigt. Kräuter müssen daher bedarfs- und problemorientiert gefüttert werden. Bei Kräuter­mischung sollten Sie darauf achten, dass diese auf eine Problemgruppe z.B. Atemwege oder Magen- und Darm, ab­ge­stim­mt sind, weil Kräuter mit unterschiedlichen Wirkungsweisen sich gegenseitig in der Wirkung auf­heben können.

Bei Turnierpferden muss zusätzlich auf die ADMR-List der FN/FEI oder des entsprechenden Verbands geachtet werden. In diesen Listen wird der Einsatz von Kräutern je kg Ergänzungsfuttermittel geregelt und liegt zwischen 2,5% und 3% je kg. Ob eine Wirkung bei der jeweiligen Fütterungsmenge und dem damit gefütterten Kräuteranteil zu er­war­ten ist, lässt sich am einfachsten abschätzen, wenn Sie die entsprechende Em­pfehl­ung für die Fütterung von reinen Kräutermischungen zum Vergleich her­an­zie­hen. Im Zweifelsfall empfehlen wir vom Einsatz von Kräutermüslis abzusehen, weil in diesen Regle­men­tier­ung­en leider auch eine Höchstmenge der jeweiligen einzelnen Kräuter mit 0,5% festgelegt ist. Ohne er­heb­lichen Auf­wand ist es nicht möglich festzustellen, ob einzelne Kräuter bei dieser Fütter­ungs­men­ge noch einen positiven Effekt haben. Verwenden Sie lieber zusätzliche Kräutermischungen und ver­zich­ten auf den Turniereinsatz

Wir hoffen, dass Sie mit diesen eine leicht verständliche Orientierung für die Pferdefütterung von uns erhalten haben. Wie Sie sehen konnten ist die Fütterung nicht kompliziert, man kann eher davon aus­ge­hen, dass etwas nicht stimmt, wenn die Fütterung kompliziert wird. Eine systematisch aufge­baute und in den Komponenten abgestimmte Ration gibt Ihnen nicht nur die Möglichkeit einer tier- und bedarfsgerechten Fütterung. Sie haben auch permanent Indikatoren dafür, dass die Ration „passt“, und die Fütterungskosten unter Kontrolle.